Wer die komplette Geschichte der Landbäckerei Schröder erfahren möchte, braucht Zeit. Aber es lohnt sich bei Kaffee und Kuchen zu lauschen, was Heiko Schröder zu erzählen hat.
Etliche vergangene Erlebnisse der Bäckerfamilie in vierter Generation sind keine guten. Und vollständig in Vergessenheit geraten sind sie noch lange nicht. Aber es gibt ein Happy End: Heiko und seine Frau Annett – übrigens ein wunderbares Paar auch nach über 30 gemeinsamen Jahren – scheinen zufrieden und „angekommen“ zu sein. Sie betreiben ein erfolgreiches und überraschend modernes Unternehmen.
Landbäckerei Schröder im Wandel
2021 feiert Landbäckerei Schröder ihren 101. Geburtstag. Dabei hatte der Vater von Heiko Schröder zu ihm gemeint: „Drei Generationen bauen es auf, die vierte reißt es ein!“ Aber der Bäckermeister riss weder den Betrieb ein, noch gab er auf. 2009 übernahm der gelernte Konditor den Familienbetrieb. Und seitdem passierte viel. Vor allem in den letzten Jahren investierte der heute 54-Jährige in eine helle, freundliche Backstube, leistungsstarke Maschinen und zeitgemäße Technik wie eine Energierückgewinnungsanlage. Mit einem Café in Torgau und Filialen in Torgau, Annaburg und Jessen ist der Betrieb in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen.
Landbäckerei Schröder ist ohnehin ein Paradebeispiel dafür, wie sich eine Bäckerei im Laufe von 100 Jahren entwickelt. Heiko Schröders Urgroßeltern übernahmen 1920 eine Mühle in Großtreben, denn der Uropa und der damals 18-jährige Opa waren gelernte Müller. Sozusagen nebenbei entstanden in einer kleinen Backstube auch Brote. Das Geschäft mit frisch gebackenen Waren wurde im Laufe der Jahrzehnte vergrößert – und weder der 2. Weltkrieg, die DDR und das Elbe-Hochwasser 2002 konnten daran etwas ändern. Die Mühle, der Ursprung der Landbäckerei Schröder, existiert zwar nach wie vor, schläft allerdings ihren Dornröschenschlaf. Denn Heiko und Annett Schröder können sie seit dem Ruhestand des Vaters nicht weiter betreiben und konzentrieren sich daher auf die Bäckerei.
Das Problem mit dem Generationenkonflikt
Die Geschichte hätte auch anders und vor allem weniger positiv verlaufen können. Denn so manche Anekdote von Heiko Schröder hört sich dramatisch an. Das Verhältnis zu seinem Vater war geprägt vom Generationenkonflikt, sodass viele Jahre an eine Übergabe an die nächste Generation nicht zu denken war. Erst nach allerlei Reibereien innerhalb der Familie übernahm der Sohn den Betrieb. So schwer das auch war, nutzte Heiko Schröder die Zeit bis dahin: „Da mein Vater nicht loslassen konnte, bin ich eben noch einmal rausgegangen und hab was anderes gesehen. Ich konnte meinen Horizont erweitern, arbeitete in einer anderen Bäckerei und absolvierte nebenbei das Studium zum Betriebswirt. Diese gesammelten Erfahrungen halfen ihm auch dabei, die Landbäckerei Schröder in eine eigene Richtung zu lenken.
Sechs Filialen und Stammgeschäftshaus, 46 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Café – seit der Übernahme hat sich das Personal mehr als verdoppelt. Und es wurden drei weitere Geschäfte eröffnet. Annett Schröder hierzu: „Vor der Übernahme des Betriebs sind wir einfach nicht vorangekommen. Es hat uns alles so ausgebremst.“ Der Konflikt war kräftezehrend und aufreibend. Doch als dieser überwunden war, konnte das Bäckerpaar im wahrsten Sinne des Wortes durchstarten.
Mehl aus der Region – dank Ährenwort
Viele Veränderungen waren nötig, um aus der Landbäckerei Schröder das zu machen, was sie jetzt ist: Ein Unternehmen, das modern und innovativ am Markt agiert und man sich auch vor größeren Investitionen in die Zukunft nicht scheut. Geblieben sind die Jahrzehnte alten Werte: Brote und Brötchen werden traditionell produziert – eine Selbstverständlichkeit für Heiko Schröder. Auch im Kuchenbereich wird oft mit alten Hausrezepten gearbeitet und freilich auf Zusatzstoffe verzichtet. Seit jeher wird für die eigenen Backwaren Getreide aus der Region verwendet: „Wir hatten immer schon das Mehl von den Feldern der Bauern von hier ringsum. Deshalb ist es gut, dass das jetzt auch noch so ist. Ich fühle mich bei der Dresdener Mühle mit ihrem Ährenwort-Qualitätsprogramm gut aufgehoben. Mir gefällt hier besonders der regionale Bezug.“
Annett Schröder ergänzt: „Ich glaube schon, dass den Menschen mit Ährenwort Regionalität vermittelt wird. Wenn man hier an den Feldern vorbeifährt – wir sind nun einmal auf dem Land – dann weiß ich auch, das Mehl kommt von dem Getreide aus der Gegend. Ährenwort bedeutet für mich, dass es wirklich ehrlich ist. Dass man dazu steht, dass man es wirklich so macht. Und nicht den Leuten irgendwie was vorgaukelt.“
Wie geht’s weiter?
Und wie geht’s mit Landbäckerei Schröder weiter? Für das Ehepaar stellt sich zunehmend die Frage nach der Nachfolge: Werden die beiden Kinder in die Fußstapfen ihrer Eltern treten? Sie hoffen es natürlich. So schwer wie sie soll es der eigene Nachwuchs auf keinen Fall haben. Bis zum Ruhestand ist noch Zeit, die genutzt werden will. Seit Anfang 2021 unterstützt eine Konditormeisterin das Team, die sich künftig kreativ „austoben“ soll. Aber auch so erwarten uns sicherlich allerlei Überraschungen wie neue Brote oder Kuchen. Vielleicht wird die Mühle auf gewisse Weise ihr Revival feiern? Darüber denkt vor allem Annett Schröder häufiger nach.
Wir wünschen Landbäckerei Schröder für die Zukunft bestes Gelingen und weiterhin viele spannende Ideen. Details gibt’s auf der Webseite des Betriebs.
Informationen zum Autor
Sven Wernicke
Blogger
Sven Wernicke ist freiberuflich für diverse Blogs und Onlinemagazine tätig. Bei Ährenwort beschäftigt er sich mit den spannenden Facetten des Qualitätsprogramms.