Wie sorgt ein Agrarunternehmen für qualitativ hochwertiges Getreide für unser täglich Brot? Und was macht es für Natur- und Umweltschutz? Wir haben den sächsischen Landwirt Jens Klobuch gefragt.
Jens Klobuch ist Geschäftsführer der Lommatzscher Pflege e.G., einem großen Landwirtschaftsbetrieb in der Lommatzscher Pflege. Auf den knapp 3000 ha baut das Unternehmen unter anderem Hartweizen (Durum) und Winterweizen an, die in der Saalemühle Alsleben und der Dresdener Mühle verarbeitet werden. Hochwertige Produkte, darunter Nudeln und Mehl für Bäckereien, entstehen aus dem Getreide. Es muss also schon auf dem Feld für Qualität gesorgt werden. Nur wie wird diese gewährleistet und sichergestellt? Jens Klobuch weiß es.
Ährenwort: Wie wird dafür Sorge getragen, dass qualitativ hochwertiges Getreide geerntet wird?
Jens Klobuch: Abhängig von dem Bedarf der Verbraucher und den Qualitätsvorgaben, die wir von den Mühlen erhalten, müssen wir Getreide ausreichend düngen, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Daher lassen wir den Pflanzen einen bestimmten Stickstoffanteil zukommen, der allerdings niemals willkürlich ist oder gesetzliche Grenzen überschreitet. Ganz im Gegenteil: Wir verwenden seit 1999 moderne Sensortechnik, mit der eine bedarfsgerechte Düngung möglich ist. Das Getreide bekommt also das, was es für ein optimales Wachstum braucht. Proforma wird niemals gespritzt! Stattdessen setzen wir auf Fruchtfolge-Effekte, um den dadurch gewonnenen, natürlichen Stickstoffgehalt des Bodens zu nutzen und somit das zusätzliche Hinzufügen zu senken.
Außerdem ist uns die Gesunderhaltung der Pflanze extrem wichtig. Wenn sie nicht genügend gesunde Blätter hat, kann sie nicht ausreichend assimilieren, es handelt sich damit um eine kranke Pflanze. Das oberste Ziel ist es, die Ähre zu schützen, damit sich keine Toxine und giftige Fusarien bilden. Wird dadurch der von der EU definierte Grenzwert, der sogenannte DON-Gehalt, überschritten, kann die Mühle das Getreide nicht mehr als Nahrung verarbeiten. Im schlimmsten Fall wäre eine Vernichtung wie Sondermüll nötig.
Sämtliche Bestände müssen wir ständig kontrollieren – sowohl was die Düngung als auch den Pflanzenschutz betrifft. Nur so können wir eine hohe Qualität für die Dresdener Mühle und die Saalemühle Alsleben garantieren. Zugleich ist es enorm wichtig, vollkommen unbedenkliche Produkte zu produzieren, was auch in unserem Interesse ist. Wir möchten schließlich auf keinen Fall Getreide entsorgen müssen.
Ährenwort: Düngemittel und Herbizide sind also unumgänglich. Aber was machen Sie für Natur- und Umweltschutz?
Jens Klobuch: Als größeres Unternehmen werden wir gerne unter den Scheffel gestellt, dass man eben alles industrialisiert – mit Massentierhaltung und Pestiziden. Aber so ist es nicht. Wir haben gerade mit dem Qualitätsprogramm Ährenwort ganz konkrete Vorgaben, wo wir wirklich nur das Notwendigste spitzen. Auch sähen wir Blühstreifen für mehr Biodiversität aus – viel mehr, als von der EU gefordert wird. Jeder Landwirt muss fünf Prozent als ökologische Vorangfläche nachweisen, wir legen seit einigen Jahren zusätzliche Flächen über die Vorgaben hinaus an.
Seit rund acht Jahren schützen wir Gewässer, indem wir 10 bis 16 Meter lange Streifen zwischen Feld und beispielsweise Bach freihalten. Dort säen wir Luzerne, die wir höchstens als Futter nutzen. Ansonsten wird dort nichts gedüngt, es gelangen also auch keine unerwünschten Stoffe ins Wasser.
Und seit über 25 Jahren verzichten wir bei unserem Lössboden auf eine Bearbeitung mittels Pflug. Dadurch kann er besser die Feuchtigkeit zum Beispiel bei Regen aufnehmen. Bei Starkniederschlag würde der Boden sonst schnell auf Straßen und in Häuser fließen. Wir tragen damit auch zum Bodenschutz bei – für Mensch und Umwelt.
Ährenwort: Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?
Jens Klobuch: Durch neue Nitrat-Richtlinien für Sachsen und Deutschland sollen Landwirte 20 Prozent weniger düngen als bisher. Das heißt im Umkehrschluss aber auch: Es steht weniger Stickstoff zur Verfügung, um hochwertiges Getreide zu erzielen. Hier hoffen wir, dass das stärkere Berücksichtigen der Fruchtfolgen helfen könnte.
Unsere Produkte, gerade bei Milch, sind einem Preisverfall ausgeliefert. Großhändler und Discounter drücken die Preise, was zu Problemen führt. Wir möchten schließlich ganzjährig auch unsere Mitarbeiter gut und fair bezahlen können.
Und es stellt sich für mich als Landwirt die Frage, wie wir in Zukunft zurechtkommen sollen. Im Bereich Pflanzenschutz werden künftig einige Wirkstoffe gestrichen, sodass es komplizierter wird, bestimmte Krankheiten zu bekämpfen. Wir müssen wohl in den nächsten Jahren damit rechnen, mehr Pflanzenkrankheiten einzudämmen, statt sie zu beseitigen. Das wird zu einem geringeren Ertrag führen, was für uns an sich kein Problem wäre, wenn im Gegenzug die Verkaufspreise steigen. Wie sonst sollen die Kosten für Personal, Pacht oder Saatgut kompensiert werden?
Ährenwort: Zum Abschluss die Frage: Was bedeutet Ährenwort für Sie?
Jens Klobuch: Ich weiß genau, das ist Getreide für die Region. Wir haben eine Gemeinschaft, die bestimmte Sorten für die Mühlen anbaut, sich an vorgegebene Pflanzenschutz-Parameter hält und wir für die Region da sind. Wenn ich die Kathi-Ährenwort-Mehltüte im Regal im Supermarkt sehe, dann weiß ich: Das ist von uns und von hier. Ich kann mich damit identifizieren. Und dies ist sehr schön!
Vielen Dank für das Interview.
Informationen zum Autor
Sven Wernicke
Blogger
Sven Wernicke ist freiberuflich für diverse Blogs und Onlinemagazine tätig. Bei Ährenwort beschäftigt er sich mit den spannenden Facetten des Qualitätsprogramms.