Landwirtschaft zum Anfassen, Erleben und Verstehen – das bietet die Agrargenossenschaft Kauern. Sie ist auch ein Ort, an dem Menschen erfahren können, wie ein moderner Bauer heutzutage arbeitet.

Wenn Klaus-Jürgen Plötner seinen Betrieb beschreibt, entsteht schnell der Eindruck, die Agrargenossenschaft Kauern sei eine „runde Sache“. Und das ist sie auch, denn das Unternehmen ist vielfältig aufgestellt. Auf derzeit 2300 Hektar werden neben Ährenwort-Getreide für die Dresdener Mühle auch Mais, Erbsen, Ackerbohnen und Gras angebaut. Aber es finden sich ebenfalls kleinere Flächen für Erdbeeren, Blumen, Himbeeren und Kürbisse.

Direkt von der Agrargenossenschaft Kauern aus kann man auf Gera schauen. (Foto: Sven Wernicke)

Direkt von der Agrargenossenschaft Kauern aus kann man auf Gera schauen. (Foto: Sven Wernicke)

Moderne Kreisläufe in der Agrargenossenschaft Kauern

Als wäre das nicht schon genug, gibt’s in Kauern, übrigens unweit der thüringischen Stadt Gera gelegen, einen Hühnerhof und die hochmoderne Milchkuhanlage mit 285 Kühen. Wer glaubt, hier würde es unangenehm müffeln, irrt sich. Der erst Ende 2017 eröffnete Bereich fasziniert mit aktueller Roboter-Technologie. Weitgehend automatisiert gelangen sogar die Ausscheidungen der Rinder in die Biogasanlage, in der Energie und Wärme für den Betrieb, aber auch für die anliegende Kfz-Werkstatt, eine Fleischerei und Einfamilienhäuser in der näheren Umgebung produziert werden.

Ein überraschend moderner Betrieb. (Foto: Sven Wernicke)

Ein überraschend moderner Betrieb. (Foto: Sven Wernicke)

Beeindruckend ist das Milchviehzentrum, in dem sich die Kühe sichtlich wohlfühlen. Wer skeptisch ist, sollte der Agrargenossenschaft Kauern einen Besuch abstatten. Direkt vom noch recht neuen Kuhcafé aus können Gäste ein Käffchen genießen und dabei beobachten, was im Stall passiert. Gibt’s gerade Futter oder stehen Kühe am Melkroboter? Groß und Klein können hier immer etwas entdecken und feststellen: Der Landwirt von heute erfüllt längst keine Klischees mehr. Stattdessen präsentiert er seinen Betrieb gerne interessierten Menschen. Schlechte Haltung kann sich ein Unternehmen bei solch einer Offenheit nicht leisten.

Verbrauchern zeigen, wie es beim Bauern läuft

Transparenz ist ein Teil der Firmenphilosophie der Agrargenossenschaft Kauern. Neben dem Kuhcafé befindet sich auf dem weitläufigen Gelände ein Hofladen mit eigenen Produkten, einem Frischmilchautomaten und vielen weiteren Waren aus der direkten Nachbarschaft und der Region. Klaus-Jürgen Plötner möchte auf diese Weise auch zeigen, wie sein Unternehmen funktioniert: „Wir haben uns gedacht, dass der Verbraucher heutzutage kaum Zugang zu einem solchen Wirtschaftsbetrieb hat. Wo geht man denn hin, wenn man mal einen Bauer seines Vertrauens besuchen möchte, um etwas aus der Gegend zu kaufen und zu schauen, was er so macht und wie das alles funktioniert?“ Und so entstand nach und nach die Idee, mit attraktiven Angeboten Neugierige aus der Stadt nach Kauern zu locken – nicht nur zu den beliebten Hoffesten, die alle zwei Jahre stattfinden.

Im Hofladen finden sich zahlreiche Produkte aus der Region. (Foto: Sven Wernicke)

Im Hofladen finden sich zahlreiche Produkte aus der Region. (Foto: Sven Wernicke)

Der redselige Diplom-Agrar-Ingenieur weiter: „Mittlerweile kommen Wandergruppen, Busgesellschaften und Schulklassen, bei denen wir gefragt werden: ‚Mensch, wie macht ihr das jetzt gerade? Ich habe im Fernsehen dieses und jenes gehört – wie trifft euch das, wie seht ihr das?‘ Daraus entstehen sehr interessante Dinge. Wir hören so auch die Meinung der Verbraucher. Und sie sehen, wie etwas produziert wird. Der Kontakt zwischen Landwirt und Kundschaft ist eigentlich weggebrochen – und wir machen etwas dagegen und zeigen, wo etwas herkommt, das sonst anonymisiert im Einzelhandel gekauft wird.“

Moderne Landwirtschaft und Direktvertrieb

Doch es ist nicht nur das selbst auferlegte Ziel der Agrargenossenschaft Kauern, wieder die Verbindung zwischen Konsumenten und Landwirten herzustellen sowie zu stärken, sondern es ist auch eine Notwendigkeit. Es wird künftig an Fachpersonal mangeln, denn in der Region fehlt es an Nachwuchs und jungen Menschen, die eine Ausbildung in diesem Bereich absolvieren möchten. Hier kann hochentwickelte Technik helfen und zusätzlich das Tierwohl sicherstellen. Und sogar erhöhen. Vielleicht finden sich so auch neue Mitarbeiter, denen gefällt, was sie im Stall, im Laden oder auf den umliegenden Feldern sehen?

Zugleich steigen die Kosten für betriebliche Anschaffungen, die durch den Direktvertrieb eigener Produkte kompensiert werden können. Die Eier aus Kauern gehen beispielsweise ohne Umwege und Zwischenhändler zu den Supermärkten, Bäckereien oder Fleischereien in der Region. Und wer im Sommer nach Kauern kommt, erntet selbst Erdbeeren und anderes Obst, statt irgendwo Früchte aus dem weit entfernten Ausland zu kaufen.

„Alles hängt miteinander zusammen“

Eines ist Herrn Plötner besonders wichtig: „Unsere Kreisläufe müssen funktionieren.“ Für ihn kommt es nicht infrage, unbedingt expandieren zu müssen. Vielmehr soll sich alles zusammenfügen. Die Anzahl der Kühe, die letztlich für die Gülle auf den Feldern sorgen, passt zur Größe der Ackerflächen. Und diese benötigen eine „gescheite Fruchtfolge“, wie der sympathische Landwirt betont. „Das heißt für uns, es müssen Futterpflanzen, Erbsen oder Ackerbohnen angepflanzt werden. Und das fressen die Kühe, deren Mist beim Humusaufbau hilft.“

Direkt vom Café aus blicken Gäste auf den Kuhstall. (Foto: Sven Wernicke)

Direkt vom Café aus blicken Gäste auf den Kuhstall. (Foto: Sven Wernicke)

Für Herrn Plötner ist klar: „Alles hängt miteinander zusammen. Für qualitativ gutes Getreide brauchen wir organische Substanz und damit letztlich Tiere.“ Und so wie es jetzt in Kauern ist, fügt sich alles zusammen – von der Kuh im Stall bis hin zum Besucher, der etwas im Hofladen erwirbt und in den Stall schaut. Dabei ist das noch längst nicht alles: Gemeinsam mit einem ansässigen Imker entstanden fast 10 Hektar Blühflächen für mehr Biodiversität in der Region. Außerdem beschäftigen sich die Mitarbeiter des Betriebes kontinuierlich mit Maßnahmen zum Optimieren notwendiger Arbeitsprozesse. Traktoren verfügen beispielsweise über ein Reifenfüllsystem, das den Boden beim Befahren schont. Durch Leguminosen wird für eine ausgewogene Fruchtfolge gesorgt. Und auch der Erosionsschutz ist ein ständiger Begleiter von Herrn Plötner.

Die Liebe zum Beruf

Wenn der Chef der Agrargenossenschaft Kauern über die Arbeit, aber auch die reichlich vorhandenen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft spricht, hört man immer eines deutlich heraus: Die Begeisterung für das, was er macht: „Landwirt war immer mein Berufswunsch, weil ich auch aus so einem Elternhaus komme. Und Spaß machen mir besonders die sehr interessanten Aufgaben. Ein Landwirt muss heute unwahrscheinlich viel wissen. Angefangen beim Klima, bis zum Boden, zur Chemie und Biologie. Von Betriebswirtschaft, von Technik, von allem muss er zumindest ein bisschen Ahnung haben oder Leute kennen, die es wissen. Es ist nie langweilig. Und es ist jedes Jahr anders.“

Herr Plötner von der Agrargenossenschaft Kauern ist leidenschaftlicher Landwirt. (Foto: Sven Wernicke)

Herr Plötner von der Agrargenossenschaft Kauern ist leidenschaftlicher Landwirt. (Foto: Sven Wernicke)

Ein Blick auf den 57-Jährigen deutet ebenfalls an: Als Bauer bleibt man fit, voller Energie und Tatendrang. Denn das, was die Agrargenossenschaft Kauern mit ihrer Vielfältigkeit und ihren intelligenten Kreisläufen jetzt ist, hat sie auch zu großen Teilen Herrn Plötner zu verdanken. Und er ergänzt: „Aber es braucht für dieses Konzept auch sehr gute Mitarbeiter!“. Recht hat er.

Wir wünschen dem Ährenwort-Betrieb Agrargenossenschaft Kauern weiterhin bestes Gelingen und stets eine gute Ernte! Details finden sich auf der Webseite des Unternehmens.

Informationen zum Autor

Sven Wernicke

Sven Wernicke

Blogger

Sven Wernicke ist freiberuflich für diverse Blogs und Onlinemagazine tätig. Bei Ährenwort beschäftigt er sich mit den spannenden Facetten des Qualitätsprogramms.