In der Krabat Milchwelt erleben Besucher die landwirtschaftlichen Kreisläufe. Das ist nicht nur spannend, sondern auch transparent, ehrlich und modern.
Auf den ersten Blick könnten die beiden Geschäftsführer Tobias Kockert und Benno Mroß kaum unterschiedlicher sein. Doch sie ergeben sichtlich ein hervorragendes Team: Der eine bringt langjährige Erfahrungen und Erkenntnisse ein, der andere frischen Wind für die Zukunft der Krabat Milchwelt. Hier kommen zwei Generationen zusammen – und das spürt man deutlich. Denn die Krabat Milchwelt unweit des schönen Lausitzer Städtchens Wittichenau schafft den Spagat zwischen traditioneller Landwirtschaft und zeitgemäßer Unternehmensführung. Kundinnen und Kunden erfahren live und 365 Tage im Jahr, woher die Milch, der Käse und das Getreide fürs Brot kommen.
Krabat Milchwelt – fest verankert in der Lausitz
Die Krabat Milchwelt beziehungsweise die hinter ihr stehende MKH Agrar-Produkte-GmbH Wittichenau ist fest in der Lausitz verankert. Der Betrieb bewirtschaftet die Flächen von über 800 Landeigentümern – und die stammen zum Großteil aus der Gegend. Die eigenen Kühe liefern Milch für die dazugehörige Käserei, im angeschlossenen Hofladen gibt’s unter anderem Produkte aus eigener Produktion. Und die Biogasanlage versorgt rund 1500 Haushalte mit Energie. Das entspricht ungefähr einer Kleinstadt wie Wittichenau mit ihren zirka 5000 Einwohnern.
Aber es geht Tobias Kockert und Benno Mroß auf keinen Fall nur darum, sozusagen ihr „eigenes Süppchen zu köcheln“. Ganz im Gegenteil, wie Tobias Kockert betont: „Wir arbeiten mit rund 20 bis 30 Partnern zusammen, darunter Bäckereien, Fleischereien oder dem Einzelhandel. Die haben unsere Waren bei sich im Sortiment. Es ist uns ganz wichtig, mit und für die Region zu leben. Wir möchten, dass Menschen stolz sind und unsere Produkte gerne als Geschenke mitnehmen, wenn sie mal woanders sind.“
Kreisläufe müssen sich schließen
Die Kreisläufe spielen bei der Krabat Milchwelt die Hauptrolle. Denn alles soll sich schließen, sich zusammenfügen und nicht ausschließlich dem eigenen Unternehmen zugutekommen. Wenn der Betrieb etwas selbst nicht umsetzen kann, kommen die Partner ins Spiel: Die Dresdener Mühle veredelt das angebaute Getreide zu Mehl. Der Bäcker in der Umgebung verwandelt dieses in frische Backwaren. Auch Milch und Joghurt der Krabat Milchwelt landen zum Beispiel im Kuchen der Bäckerei Ermer aus dem nicht weit entfernten Bernsdorf. Von dort stammen auch die Brote und die Brötchen, die jeden Samstag direkt auf dem Hof der Krabat Milchwelt verkauft werden. Seit Anfang 2021 verkaufen Bäcker und Landwirt zusammen in Wittichenau ihre Produkte. „Wenn sich Dinge verknüpfen, ist das eine Win-Win-Situation für beide Seiten“, so Tobias Kockert.
Kreisläufe verknüpfen. Genau das ist es, was sich wie eine Lebensader durch die gesamte Krabat Milchwelt zieht. Benno Mroß hierzu: „Die Kreisläufe sind nicht nur unsere Grundphilosophie, wir sehen sie auch für alle unsere Arbeiten, für sämtliche Betriebszweige. Überall dort, wo wir einen neuen Zweig angehen, möchten wir einen Kreis schließen. Wir wollen, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt.“ Keine Wunder also, dass die Krabat Milchwelt so gut vernetzt und aufgestellt ist: Man beliefert Marktschwärmereien in Hoyerswerda, Löbau und Zittau, ist bei „Lausitz schmeckt“ dabei, fährt gemeinsam mit anderen Unternehmen auf Wochenmärkte.
Selbst erfahren, wie Landwirtschaft funktioniert
Boden, Pflanze, Tier, Boden – diese landwirtschaftlichen Kreisläufe können sich Besucher der Krabat Milchwelt quasi jederzeit genauer anschauen. Direkt im Betrieb, in der Käserei oder im Hofladen. Tobias Kockert fügt hinzu: „Bei uns ist täglich ‚Tag der offenen Tür‘. Wir räumen nicht erst unseren Betrieb auf, als würden wir Besuch bekommen. Transparenz heißt für uns Offenheit und auch, dass man auf den Verbraucher zugeht und ihm Dialog anbietet. Wir möchten aufklären, wie viel Anstrengung es bedarf, um am Schluss das frische Brötchen bei einem Glas Milch und Honig bei sich auf dem Teller liegen zu haben.“
Familien sind auch eingeladen, zur Spargelzeit selbst Spargel zu stechen, die zwei Mal im Jahr stattfindenden Bauernmärkte oder das Erntedankfest im Herbst zu besuchen. Und derzeit entsteht ein neuer, vollautomatischer Milchkuh-Stall. „Dort sollen Gäste sehen, wie gesunde Lebensmittel transparent hergestellt werden. Wir möchten Verbrauchern zeigen, dass sich moderne Landwirtschaft und Technik nicht ausschließen“, so Tobias Kockert.
Benno Mroß ergänzt: „Wir wollen den Menschen die Angst davor nehmen, dass Technik das Personal verdrängen könnte und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Nähe zu Tieren und Pflanzen verlieren.“ Bei diesem Thema kommt der studierte Agrarwissenschaftler ins Spiel, der als ursprünglich gelernter Mechatroniker ohnehin viele Erfahrungen in den Bereichen Automatisierung und IT besitzt. Für den 29-Jährigen ist klar: „Wir brauchen diesen Einklang zwischen Technik, menschlichem Verstand und dem, was draußen passiert.“ Künftig könnte es an Personal mangeln, Bodenbearbeitung wird zunehmend eine Herausforderung, Klimawandel und Politik beeinflussen zusätzlich die tägliche Arbeit. Zeitgemäße Technologien können helfen, dass Unternehmen auch in vielen Jahren noch existieren.
Benno Mroß ist seit 2016 in der Krabat Milchwelt tätig, seit 2018 als Geschäftsführer. Er konzentriert sich hierbei auf den landwirtschaftlichen Bereich. Tobias Kockert dagegen ist seit knapp 20 Jahren dabei und verantwortlich für die Finanzen, die Direktvermarktung inklusive Käserei und die weitere Entwicklung dieser Betriebszweige. Gemeinsam machen sie das Unternehmen fit für die Zukunft. Hier zählen bewusst Werte wie Regionalität, Nachhaltigkeit und Wertschätzung. Für die Arbeit und die Erzeugnisse.
Veränderung für die Zukunft
Die beiden Geschäftsführer sind bereit und gewillt, das Unternehmen zu entwickeln, neue Wege zu finden und sich vom Konventionellen zu lösen. Und sie sind auch dazu gezwungen, wie Benno Mroß meint: „Rein von der Landwirtschaft an sich, dessen sind wir uns bewusst, werden wir unser Unternehmen in Zukunft nicht mehr weiter betreiben können.“ Das mag hart klingen, doch überall scheinen sich Chancen zu ergeben, die nur darauf warten, in Angriff genommen zu werden.
Geht’s um die Zukunft, ist zweifelsohne auch der Umweltschutz ein großes Thema. Mit benachbarten Betriebenen arbeitet die Krabat Milchwelt an Konzepten, um die bisherige Landwirtschaft in neue Richtungen zu lenken. Benno Mroß fragt sich zu Recht: „Wie bekommen wir es hin, den Boden zu erhalten und so zu bewirtschaften, dass wir ihn nachhaltig schützen?“ Viele Ansätze werden diskutiert, ausprobiert und untersucht.
Der klassische Landwirt und sein zukunftsorientierter Kompagnon – ein motiviertes Team, das gemeinsam den rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Perspektive gibt. Doch die Krabat Milchwelt ist eben weit mehr als „nur“ ein Arbeitgeber. Sie ist ein Teil der Lausitz, ein Netzwerkzentrum für die Region, ein Ort, an dem die Zukunft der Landwirtschaft entsteht. Und das Beste: Jeder, der sich ein klein wenig für die Herkunft von Lebensmitteln interessiert, kann vorbeischauen und sich selbst ein Bild machen.
Wir wünschen der Krabat Milchwelt und den sympathischen Geschäftsführern weiterhin viel Erfolg. Details finden sich auf der offiziellen Webseite.
Informationen zum Autor
Sven Wernicke
Blogger
Sven Wernicke ist freiberuflich für diverse Blogs und Onlinemagazine tätig. Bei Ährenwort beschäftigt er sich mit den spannenden Facetten des Qualitätsprogramms.